Ich habe mal einen Blogtext darüber geschrieben, was ich in 13 Jahren als Freiberufler gelernt habe. Ein Text, der damals auf meinem Blog unter medium.com eine ordentliche Reichweite eingefahren hat. So ein Medienmagazin wollte den auch auf seine Seite stellen. Bezahlen wollten sie dafür nix, aber EXPOSURE!, also hab ich es nicht erlaubt, denn „Lerne Arroganz“ war schließlich einer meiner Tipps.
Wenn ich diesen Text heute lese, habe ich inhaltlich keine Einwände. Stimmt alles noch, zumindest in der Theorie, einige Sachen davon fallen mir in der persönlichen Umsetzung nach wie vor schwer (z.B. das mit dem krank sein, wenn man krank ist, oder jeden Tag nur zwei Baustellen bearbeiten).
Allerdings habe ich gerade kaum geistige Kapazitäten, über die einzelnen Punkte genau nachzudenken, weil ich mit der Tatsache überfordert bin, dass das auch schon wieder SIEBEN Jahre her ist.
Genau heute bin ich 20 Jahre Freiberufler.
Nach Feiern ist mir nicht. Das nächste Jubiläum ist schon bald. Dann werde ich 50. Eine Zahl, die NOCH größer ist. Das sind mir zu viele Jubiläen hintereinander, die mir immer härter nur eins einprügeln: die Zeit rast, ich werde älter, wtf passiert hier eigentlich.
Es ist ja auch nicht so, als könnte man sich als Freiberufler auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen. Sicher, es gibt Phasen, die sind stressiger als andere, aber auch nach 20 Jahren changiere ich immer noch zwischen zu viel Arbeit (Stress) und zu wenig Arbeit (Existenzangst). Dabei müsste ich längst Gelassenheit gelernt haben. Kein Jahr hat mich vollends in den Burnout getrieben, und kein Jahr ist komplett finanziell in die Binsen gegangen. Im Gegenteil ist meine Freiberuflichkeit vergleichsweise berechenbar. Trotzdem …
In den nächsten zehn Jahren muss ich vielleicht noch nicht die Rente konkret planen, aber sie linst schon über den Horizont. Und wenn jetzt beim langsamen Einbiegen in die Zielgerade doch noch die Freiberuflichkeit implodiert, bin ich einer dieser Typen in den 50ern, die im Arbeitsmarkt niemand braucht. Da ist die Vorstellung, in eine wattige Festanstellung zu fallen, durchaus verlockend, zumal – danke, Covid! – ein Remote-Job inzwischen viel öfter möglich ist. Ich war schon im Home Office, bevor das cool wurde!
Der total entspannte Typ war ich noch nie (und ich weiß, dass ich von vielen Leuten trotzdem so wahrgenommen werde), und es ist gerade jetzt besonders schwer, mit Blick auf die Klimakrise, den russischen Krieg, die Inflation und den schleichenden Rechtsruck nicht in Fatalismus zu verfallen. Und in Aktionismus – vielleicht aus Sicherheitsgedanken heraus präventiv die Freiberuflichkeit aufgeben? Unsicherheit zu Stabilität verwandeln?
Hm.
Bin unsicher, ob man mich nach diesen 20 Jahren überhaupt noch in eine Festanstellung auswildern könnte. Konzentriere ich mich lieber auf die Gegenwart. Endlich diesen Krimi fertigschreiben, ähm, also, sobald Zeit ist. Vielleicht geht in Zukunft mehr mit Podcasts (dazu bald was auf Buchpodcast und Adventurepodcast). Diese Sache mit dem Mikro mache ich jetzt auch schon … was … fünf Jahre lang wtf verdammte Jubiläen.
Also auf die nächsten 20 Jahre?
Ehrlich: keine Ahnung. Ich werde mich einfach an meinen eigenen Ratschlag von damals halten und nur drei Monate im Voraus planen.
Hab ich bis Dezember genug zu tun?
Jau.
Also: läuft.
Auf die nächsten drei Monate!