Wo ich war
Es war August, also war ich auf der Gamescom und vorher auf der Entwicklerkonferenz Devcom. Alles, was ich darüber sagen kann, ist von der Tatsache eingefärbt, dass ich am Sonntag Abend in Köln ankam, die Schuhe auszog und auf einmal einen entzündeten Zeh hatte. So richtig. Lokale Versalbung und interne Ibuprofenisierung konnten nichts daran ändern, dass ich dann drei Tage viel rumgelatscht bin und der Zeh danach aussah wie ein Requisite im neuen „Resident Evil“. Nun – letztlich blieb nur Antibiotikum, jetzt ist es wieder einigermaßen in Ordnung, aber das hat mir die Tage auf der Messe generell etwas verdorben.

Dass ich nicht ganz so euphorisch heimgefahren bin, lag auch daran, dass ich mit meinem eigenen Vortrag auf der Devcom zum Schreiben von „Drova“ nicht zufrieden war. Ich glaube, ich weiß inzwischen, woran es lag. Auf diesen Vortrag hatte ich mich so intensiv vorbereitet wie lange nicht mehr, und ich habe damit genau den Fehler gemacht wie Leute die drei Tage vorm Marathon sagen: ach komm, ich mach jetzt noch mal ’nen richtig, harten, langen Trainingslauf. Ich war übertrainiert. Wenn ich auf Englisch rede, bin ich gern noch etwas besser vorbereitet, aber hier hab ich’s eindeutig übertrieben. Ich glaube, fürs Publikum war’s insgesamt okay, aber halt nur okay, und deswegen bin ich mit mir selbst nicht zufrieden.
Was Gamescom und Devcom allgemein angeht … objektiv nix auszusetzen, die Teilnehmerzahlen steigen und steigen, es ist eine Erfolgsgeschichte, und ich freue mich immer, alte Freunde wiederzutreffen. Aber nun bin ich über 20 Jahre auf diesen Messen und Konferenzen unterwegs, und – wie gesagt, vielleicht spricht hier der entzündete Zeh – so langsam erschöpft mich das alles sehr. Zu viel Andrang, zu viele Spiele. Und nicht zu vergessen: zu viel KI, die zu gedankenlos eingesetzt wird. Ja klar müsst ihr jetzt Grafiken per KI machen, geht nicht anders, bis 2022 hatten Spiele bekanntermaßen gar keine Grafik.
Ich freue mich für alle, die zum ersten oder zweiten Mal auf den beiden Veranstaltungen waren und energetisiert heimgefahren sind und nun motiviert an ihren Spielen arbeiten. Bei mir blieb danach beim Erholungsspaziergang nur Gedanke, ob ich noch zum Schafhirten umschulen kann.

(Keine Sorge, das sind nur Gemütsschwankungen im normalen Rahmen. Gleichzeitig strecke ich gerade Fühler aus, ob ich nicht doch irgendwie diese eine Spielidee umsetzen kann, die ich selbst habe …)
Podcasts
Neben der Möglichkeit, hinter der Buchpodcast-Paywall ausführlich über Captain Future reden zu können (und dann noch ergänzend mit und bei Matt über ein neues Comic), habe ich mit Janna Krone über „Penance“ von Eliza Clark und mit Christoph Lode über das Sachbuch „Über Freiheit“ des Historikers Timothy Synder gesprochen.
Im Adventurepodcast ging es diesen Monat mit Matt um den zweiten Teil von „Kathy Rain“, der mir viel besser als erwartet gefallen hat.
Musik
Dass ich aus der Pandemie nicht noch beschädigter als sowieso rausgegangen bin, lag vor allem an dem 2019 erschienenen Album „A Boat on the Sea“ von der norwegischen Band Moron Police. Nach einer längeren Zwangspause gibt es nun endlich neue Musik, und das 12-Minuten-Epos „Pachinko Pt. 1“ und das entspannt-sarkastische „King Among Kittens“ waren und sind im August mein absoluter Happy Place. Ich werde nicht aufhören, von den Dächern der Welt auszurufen, dass viel mehr Leute diese Band hören sollten. Also auch hier.
Ausblick
Am Samstag, 20. September findet in Leipzig die erste InErGa statt. Eine Konferenz nur übers Game Writing, und anders als die Devcom mit tausenden Leuten wird das eine gemütliche, überschaubare Veranstaltung. Ich halte den Vortrag „Humor ist kein Spaß“ über lustiges Game Writing, mache mit Dom Schott einen Live-Podcast, und freue mich auf alles daran. Und diesmal werde ich den Vortrag nicht übertrainiert angehen.
Anyway. Jetzt ein paar Tage Nordsee, Gedanken sortieren.
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